Die Rückschau ist immer fiktiv.
Autofiktion | Tom Kummer
Tom Kummer wurde bekannt durch einen Presseskandal. In den neunziger Jahren erschienen unter anderem im Magazin der Süddeutschen Zeitung mehrere Interviews mit Hollywood-Größen. Die Veröffentlichungen sorgten für großes Aufsehen, denn nie zuvor hatten Stars wie Brad Pitt, Sharon Stone oder Pamela Anderson in einer derart intimen Weise aus ihrem Leben erzählt. Doch einige Jahre später stellte sich heraus: Tom Kummer hatte die Interviews allesamt gefälscht. Nie hatte er einen der Stars auch nur getroffen. Kummer verlor seinen Job; ebenso seine Vorgesetzten, die die Veröffentlichungen authorisiert hatten. In der Folge schrieb Kummer erfolgreich Bücher und auch weiterhin journalistische Texte. Immer wieder gab es Plagiats- und Fälschungsvorwürfe gegen ihn. Bis heute steht seine Person im Kontext der Frage nach Authentizität im Journalismus.
Kummer selbst sieht seine Arbeit vielmehr im Umfeld der freien Kunst, des New Journalism und der Medienkritik. Seine große erzählerische Begabung spiegelt sich auch in seinem 2017 veröffentlichten Roman wider: Nina & Tom ist sowohl ein bemerkenswertes autobiographisches Werk, als auch die schonungslose Geschichte des Sterbens seiner Ehefrau an einer Krebserkrankung.
Bild: Aufbau Verlag / Christian Werner
Musik: Ambi 1 – Lime Green (CC BY)
Jingle: Julius Stucke